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Uetlibergs Elf

Von elf, die auszogen dem Uetliberg zu zeigen, wo das Brevet hängt.

Was tun, wenn man nach 22 Jahren Untergrund-Bike-Veranstaltungen auf die Räder stellen etwas Neues bieten will, ohne die Heimat des Pizzacup zu verlassen? Was hat man am Uetliberg, wo alles 1996 begann, noch nicht gemacht? Denn dies war angezeigt, nachdem der Geniestreich namens Lost in Transmission 2017 nur einen (1) Teilnehmer angezogen hatte? (Der dann von vier Organisatoren aufs Engste betreut wurde.)

Die Lösung war so einfach wie pizzacöpmässig: das Uetliberg Brevet. Es galt, an einem Tag
die acht besten Trails am Uetliberg abzufahren. Und wer jetzt mault, das sei aber subjektiv, der kann gerne das Pizzacuppolitbüro zu einer Diskussion über Trail-Qualität herausfordern. Ohne Uetliberg-Brevet wird man dort aber seit dem 15. Juli 2018 nicht mehr für voll genommen.

Die Aussicht, sich als Uetliberg Biker brevettieren zu lassen verfing: Sage und schreibe zehn Männer und eine Frau mitsamt Mountainbike standen Schlange, um wieder einmal zu unterschreiben, dass sie sich freiwillig verletzten und von niemanden dazu genötigt würden.

Während Co-Organisator Alfred Wohlgemut* die Spielregeln erklärte, rollte ein
Geländewagen drohend über die Forststrasse. «Die Karten weg!» zischte der Veranstalter
und schon war der Geheimhaltungstest, raffiniert eingefädelt vom Pizzacupkomitee,
bestanden.

Sieben Klassiker und ein Irokese

Acht Trails waren zu absolvieren, sieben Klassiker vom Harakiri Massiv über die Elsbeth bis zum Briefträger und eine Weltpremiere namens Irokesenschnitt. Ja, auch darüber darf bei den Pizzacuppriestern protestieren, wer diesen Trail schon seit Kindsbeinen fährt. Kaum hatten Alfred Wohlgemut und Tiun Latz ihre Ausführungen beendet und Grigor Alexandrov die Brevet-Kandidaten zur Vernunft gerufen – «Wem es an dieser Stelle den Lenker querstellt, stürzt 15 Meter in die Tiefe» – zerstob die Teilnehmermasse, zu Kleingruppen gebündelt in alle Himmelsrichtungen.

Der Berichterstatter entschied sich für ein Quartett, das zum Einrollen in den Fohlenweid-
Trail, auch bekannt als Stechpalme oder Rechtsextrem einrollte. Der Motivlocher – ein
Fachbegriff, den nur Papeteristinnen und Uetliberg Brevettierte kennen, hing intelligent
platziert in einer der steilsten Stellen, den Bremstest bestanden die vier mit Abzügen. In das dafür vorgesehene Feld auf der Uetlibergbrevetkarte war ein Schmetterling zu stanzen. Zum zweiten Mal an diesem Sonntagmorgen pedalte man den Uetliberg hinan (der erste Aufstieg führte zum Treffpunkt und Startplatz).

Und so rollte, staubte, bremste, trat, schob, suchte und knipste sich das Trail-Trüppchen
seinen Weg, erwies dem Briefträger die Ehre, ringelte über den Hinteren Zringelum. Dort traf es auf zwei Schlaumeier, die die legendäre Traverse nur bis zum Kontrolllocher absolvierten und dann sofort den nächsten Trail ansteuerten. Das Brevettierungskomitee ertappte sie in flagranti, erkannte die Reglementslücke und bewilligte das Vorgehen umgehend. Das Quartett fuhr fort, sägte den Irokesenschnitt, stieg das Leiterli hinab, bodigte die Elsbeth (hier zog der Reporter den Schwanz ein und polterte stattdessen die Treppe runter), halluzinierte auf dem Psychedelischen und machte zum Abschluss Harakiri Massiv.

Sabotage und Harakiri

Leider waren auch Sabotageakte zu verzeichnen: mehrere Motivlocher baumelten nicht
mehr da, wo sie hätten baumeln sollen. Das Schiedsgericht nahm die diesbezüglichen
Beschwerden pflichtgemäss entgegen und registrierte die passierten Wegstücke im
Hauptbuch.

Nach viereinhalb Stunden, sechseinhalbmal den Uetliberg hochtreten, 2400 Höhenmetern
und 35 Kilometern war die Pflicht erfüllt und gemäss vorgeschriebenem Vorgehen per
Wasischlosapplikation dem Brevettierungsbüro gemeldet. An der danach angesteuerten
Rehydrierungsstelle fand sich nach und nach ein Absolvent um den anderen und auch die
Absolventin ein. Jene, die lang genug unterwegs waren, oder die Ankunft der
Brevettierungsbeamten Wohlgemut und Latz am Schanktisch abwarteten, erhielten von
diesen die selbstklebende, präzisionslasergeschnittene Urkunde überreicht. Das Verfahren
nach dem die weiteren Auszeichnungswürdigen zu ihrer Beglaubigung kommen, ist
Gegenstand der nächsten Sitzung des Pizzacupzentralrats. Aber sei dir gewahr, Leserin,
Leser: Die ersten elf, die das Uetliberg Brevet erlangten, werden für immer die ersten, die
originalen, die Uetlibergs Elf sein!

*Echtnamen dem Berichterstatter völlig unbekannt.

Text: Wortbüro, Stefan Michel

Eleven!

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